Anton Räderscheidt

Aufbruch – Die Strassenbilder

Der Maler der Neuen Sachlichkeit

1932-1933

Strassenbild II 1932 Öl auf Lwd. 100 x 80 cm Privatsammlung

Strassenbild II 1932 Öl auf Lwd. 100 x 80 cm
Privatsammlung

1933 Straßenbild I Öl auf Leinwand 100 x 80 cm Verbleib unbekannt

1933 Straßenbild I
Öl auf Leinwand 100 x 80 cm
Verbleib unbekannt

1933 Straßenbild III Öl auf Leinwand 100 x 80 cm Verbleib unbekannt

1933 Straßenbild III
Öl auf Leinwand 100 x 80 cm
Verbleib unbekannt

Anton Räderscheidt rief öffentlich zum Boykott der städtischen Künstlerhilfe auf.

Anton Räderscheidt rief öffentlich zum Boykott der städtischen Künstlerhilfe auf.

Die Strasse 1933
Verbleib unbekannt

Wirkungsvoller noch als im Medium der Gouache oder des Holzschnitts drücken sich Stumpfsinn, Anonymität, Vermassung und kollektive Vereinsamung in den Ölgemälden aus, deren wichtigstes der 1932 gemalte „Aufbruch“ ist welcher freilich auf den ersten Blick ebensowenig ein Aufbruch ist, wie die „Begegnung“ ihrem Bildtitel entsprach. In kleinen Gruppen sind dort wie zum Rapport, steife, uniforme Figuren angetreten und verharren in traumatischer Erwartung. In einem beklemmenden Zustand, den Räderscheidt bereits 4 Jahre vor Richard Oelzes berühmten Bild „die Erwartung“ (1936 New York, MoMa) auf ebenso subtile wie nachdrückliche Weise darzustellen wusste.

Aufbruch 33 Straßenbild 100 x 80 cm Öl auf Leinwand Musée d‘art moderne de la Ville de Paris

Aufbruch 33 Straßenbild 100 x 80 cm Öl auf Leinwand
Musée d‘art moderne de la Ville de Paris

Das große Raffinement und der prophetische Inhalt des Bildes werden erst deutlich, wen man den Stand der Figuren genauer betrachtet: für den Betrachter scheinen sie nach link zu kippen, versetzt er sich jedoch in sie hinein, kippen sie nach rechts.
Die wie zufällig wirkende Anordnung der Figuren, die zu kleinen Formationen ausgerichtet sind, sollte sich über weitere Variationen zum Thema Aufmarsch der faschistischen „Schwarzhemden“ vor dem Konstantinsbogen verdichten, den Räderscheidt in seinem Bild „Via dei Trionfi“ von 1933 zeigt.

Der schräge, extrem nach rechts kippende Stand der Figuren, Räderscheidts lapidare Bezeichnung für Faschistisches, spiegelt sich in den Schiefen, wie aus den Fugen geratenen Architekturen.
Die Realität die die Figuren erstmals dadurch erreichen das sie lange Schatten werfen, wird in der Maltechnik wieder aufgehoben.
Die neue Malweise hat Selbstverständlichkeit gewonnen; sie bemüht sich nicht mehr um Illusionismus, sondern ist, indem der Farbe eine Eigenstruktur zugebilligt wird, auf diffuse Flächigkeit, auf Zweidimensionalität angelegt. Auch in Ihrer Komposition ist Räderscheidts Malerei im Aufbruch begriffen. Wurde bisher konsequent und entschieden jede Assoziation von Bewegung vermieden, so ensteht nun der Eindruck einer Dynamik durch das bis zum Auseinanderbrechen instabil gewordene Bildgefüge, dessen einzelne Teile zwar in sich noch konstruktiv sind, sich aber gegenseitig nicht mehr zu stützen vermögen.
In dieser Haltlosigkeit und Auflösung spiegeln sich Räderscheidts Situation und der Zustand der Welt.

Aufbruch 33 Straßenbild 100 x 80 cm Öl auf Leinwand Musée d‘art moderne de la Ville de Paris

Aufbruch 33 Straßenbild 100 x 80 cm Öl auf Leinwand
Musée d‘art moderne de la Ville de Paris

Aufbruch 1933 Aquarell/Gouache Privatsammlung

Aufbruch 1933 Aquarell/Gouache
Privatsammlung

1932 Männer auf der Straße Leopold-Hoesch-Museum

1932 Männer auf der Straße
Leopold-Hoesch-Museum