Anton Räderscheidt

Franz M. Jansen

Der Maler der Neuen Sachlichkeit

1885-1958

Franz Lambert Jansen (Franz M. Jansen) wurde am 4. Februar 1885 in Köln (Friedenstraße 36-39) geboren. Seine Eltern, der Kaufmann Peter Franz Jansen (1855-1924) und dessen Ehefrau Margaretha, geb. Manstetten (1856-1931), gehörten dem Mittelstand an und versuchten, ihren acht Kindern eine fundierte Ausbildung zukommen zu lassen. Nachdem Jansen die Volksschule und das Gymnasium besucht hatte, entschied der Vater, der die früh ausgeprägte Malleidenschaft seines Sohnes nicht zum Beruf werden lassen wollte, dass Jansen eine solide Handwerkerausbildung durchlaufen und schließlich Architektur studieren sollte, um so seine künstlerischen Neigungen mit einer bürgerlichen Existenz vereinbaren zu können. 1901 mit dem Einjährigen („Mittlere Reife“) vom „Katholischen Gymnasium an Marzellen“ in Köln entlassen, begann Jansen eine Ausbildung zum Maurer, die bis 1903 andauerte. Anschließend besuchte er für ein Jahr die „Königliche Baugewerkschule“ in Köln und absolvierte das für ein Studium notwendige Volontariat, im Jahre 1905, bei dem Architekten Franz Brantzky (1871-1945). Bereits in dieser Zeit entstanden die ersten Zeichnungen, die zumeist Motive aus der näheren Umgebung Kölns illustrieren.

Selbstbildnis 1926

Masken, 1925
Franz M. Jansen

Franz M. Jansen
Vintage August Sander 1925, Privatsammlung

Selbstbildnis 1926

Gegen den Widerstand ihrer Eltern heiratete er am 3. Februar 1917 die Malerin Mathilde („Fifi“) Kreutzer (1891-1977), Tochter des bekannten Bonner Professors Johannes Kreutzer (1858-1937). Jansen kannte und liebte Mathilde Kreutzer spätestens seit 1908 und signierte seitdem seine Bilder mit F. M.(=Mathilde) Jansen (die Ehe blieb kinderlos). Beide hatten sich über die konfessionell bedingten Einsprüche ihrer Eltern gegen die Ehe hinweggesetzt und waren kurz nach Kriegsende nach Winterscheid (Siegkreis) gezogen.

Aufruhr, 1920

Die Hinrichtung, 1924

Franz M. Jansen

Die „Kölner Secession“ wurde im Rahmen der zweiten Welle sezessionistischer Bestrebungen der jungen Künstler überall in Deutschland als Instrument des Widerstandes und des Protestes gegen die etablierte und institutionalisierte Kunst gegründet. „Die verschiedenen Sezessionsbewegungen waren eine Demonstration oder eine Rebellion gegen“ die „politisch begründete und unbeholfene Zwangsverordnung einer unaufgeklärten akademischen Kunst und einer imperialen Kulturauffassung.“ (Arno J. Mayer) Man hatte sich das Streben aus den Willkürlichkeiten des Naturalismus heraus zu neuen stilisierenden Tendenzen zum Ziel gesetzt. Gerade die übersättigte Atmosphäre der Vorkriegszeit erzeugte bei den jungen Künstlern eine Suche nach neuen Ausdrucksformen, die ihren Niederschlag in den expressionistischen Bestrebungen fand. Die Ablehnung überkommener Traditionen und bürgerlicher Trägheit war aber auch das einzige einigende Moment, das die verschiedensten Kunstrichtungen innerhalb der Künstlervereinigungen verband. Die Offenheit gegenüber den Neuerungsbestrebungen in der internationalen modernen Kunst und die Ablehnung der ornamentalen Stilisierung und Harmonisierung des vorausgegangenen Jugendstils prägten die Grundhaltung der Künstler. Man brach rücksichtslos mit der Tradition und wandte sich einer heftigen, übersteigerten und kontrastreichen, reduzierten Formsprache zu. Zu den Mitbegründern der „Kölner Secession“ gehörte August Deusser (1870-1954), der der Vereinigung auch vorsaß. 1912 und 1913 veranstaltete die „Kölner Secession“ zwei Ausstellungen, an denen Jansen teilnahm.

Der Rhein bei Porz, 1939

Franz M. Jansen

Die Beziehungen zwischen August Sander und F.M.Jansen waren darüber hinaus vielfältig und reichen zumindest in die Mitte der 1910er Jahre zurück. Sander und Jansen kannten sich gut, sie korrespondierten miteinander und verkehrten in sich überschneidenden Freundes- und Künstlerkreisen, darunter die „Gruppe progressiver Künstler“ in Köln. In dieser Zeit hat Sander viele Gemälde von F.M.Jansen reproduziert. Schon vor 1917 hat F.M.Jansen im Treppenhaus der Familie Sander in Köln-Lindenthal, durch das die Kundschaft in das Atelier des Photographen gelangte, ein großes Wandgemälde realisiert. Als einer der vertrauten Künstlerfreunde fand ein Porträt Jansens Eingang in Sanders Porträtwerk „Menschen des 20.Jahrhundert“ (Gruppe der Künstler).
Im Jahr 1926 wurde er zu der „Ausstellung Revolutionärer Kunst des Westens“ nach Moskau eingeladen, wo er neben Hoerle, Dix, Seiwert und Anton Räderscheidt gezeigt wurde. Allerdings fertigte er immer weniger gesellschaftskritische Holzschnitte, sondern wandte sich stärker der Landschaftsmalerei zu. Der Zyklus Der Rhein (30 Radierungen), aus dem er im Dezember 1925 auf der „1. Ausstellung der (neuen) Kölner Secession“ und im November 1926 auf der „2. Ausstellung der (neuen) Kölner Secession“ im Kunstverein Stücke zeigte, verdeutlicht seine endgültige Hinwendung zur „Neuen Sachlichkeit“, die ihm im Mai 1927 eine Einladung zu der Ausstellung „Die Neue Sachlichkeit in der Malerei“ im Kunstverein Göttingen einbrachte. Schließlich erkannte ihm die Jury der Ausstellung „Deutsche Kunst Düsseldorf 1928“ den „Preis der rheinischen Provinzialverwaltung“ (für das Bild Bröltallandschaft) in Höhe von 500 RM zu.

„wir nennen uns die Rheingruppe, damit kommt zum Ausdruck, dass wir mit dem Rhein als Landschaft etwas zu tun haben, dass wir nicht aus Zufall hier sitzen oder sitzen geblieben sind, sondern dass wir glauben, hier ein kulturpolitische Arbeit zu leisten, die wir an keiner anderen stelle der erde besser leisten können, dass zum anderen wir glauben, dass der geist dieser Landschaft sich in unserer Arbeit einen Ausdruck sucht, und dass unsere Arbeit für den geist der Landschaft Zeugnis ablegt.“

1936 Treppenaufgang im Haus der Familie Sander, rechts ein Wandgemälde von F.M. Jansen

Erpeler Ley, 1930

Franz M. Jansen

Als den Nationalsozialisten im Januar 1933 in Deutschland die Macht übertragen wurde, gehörte Jansen nicht zu den Künstlern, die Deutschland verlassen mussten, wie etwa George Grosz oder Franz Pfemfert.
Die neuen Machthaber begrüßten jeden, der weiterhin in Deutschland bleiben und sich ihren Kulturnormen unterwerfen wollte, die Adolf Hitler beispielsweise bei der Eröffnung des „Hauses der Deutschen Kunst“ am 18. Juli 1937 propagierte:
Bis zum Machtantritt der Nationalsozialisten hat es in Deutschland eine sogenannte „Moderne“ Kunst gegeben, d.h. also, wie es schon im Wesen dieses Wortes liegt, fast jedes Jahr eine andere. Das nationalsozialistische Deutschland aber will wieder eine deutsche Kunst, und diese soll und wird wie alle schöpferischen Werte eine ewige sein. Entbehrt sie aber eines solchen Ewigkeitswertes für unser Volk, dann ist sie auch heute ohne höheren Wert. Jansens monumentale Ölgemälde der „Neuen Sachlichkeit“ passten sich schon früh diesen Normen an, und so wurde er dann auch folgerichtig im März 1933 auf einer juryfreien Ausstellung in Berlin gezeigt. Seine Mitgliedschaft in der berufsständischen Organisation der „Reichskulturkammer“ war für diese Teilnahme notwendig. 1934 baute Jansen in dem knapp einen Kilometer von Felderhoferbrücke entfernten Büchel ein eigenes Haus und zog um. Erstmals verlief sein Leben in einem finanziell gesicherten Rahmen. Die Erfolge der 30er Jahre hatten ihm eine gewisse finanzielle Unabhängigkeit ermöglicht, die ihm den Hausbau erlaubte. Seine Reiselust war verebbt, und in den beiden Ateliers, die er im Haus eingerichtet hatte, führten er und Fifi Kreutzer-Jansen Auftragsarbeiten aus: So gestaltete er noch im selben Jahr zusammen mit Jakob Berwanger (geb. 1900) die Wandmalereien in der Kölner Universität unter dem Motto Deutscher Mensch in deutscher Landschaft (Figurengröße 160 cm), nachdem er in einem von der Universität ausgeschriebenen Wettbewerb einen 1. Preis für seinen Entwurf Deutsche Rassen erhalten hatte (bis 1935 abgeschlossen). Spätestens hier vollzog er einen weiteren Übergang: von der „Neuen Sachlichkeit“ zur ideologisch-propagierten Kunst der heimatlichen und bäuerlichen Panoramen, die die NS-Machthaber mit dem Zertifikat „Ewigkeitswert“ belegten. Franz Lambert Jansen starb – verarmt – am 21. Mai 1958 in Büchel

Rheintal, 1930

August Sander